Refuge de Ortu di u Piobbu |
Wir fangen bei Ortu di u Piobbu auf 1.250 Metern an und kraxeln aufwärts. Ich habe Angst, über die großen Granitplatten aufrecht zu gehen. Gustav nicht, er läuft leichtfüßig und schnell über die Riesenfelsen.
GGG - Gipfelgemse Gus |
Der "Weg" ist ein reines Entscheidungen treffen. Bei jedem Schritt frage ich mich, wohin ich den Fuß setze. Bei jeder Granitplatte, ob ich ausrutsche. Bei jeder Kletterei, wohin mit den Fingern. Ich gebe meinem Körper unendlich viele Befehle. Fuß aufstellen, Gewicht verlagern (die 15 Kilo auf dem Rücken helfen nicht wirklich), hoch mit dem gesamten Gewicht auf den Felsvorsprung, KRAFT, ihr dummen Oberschenkelmuskeln! Abstützen auf dem dummen Bein, das sagt, sorry, hab keine Kraft, und hoch da. Und das war genau ein Schritt.
Bocca Piccaia, 1.950 Meter |
Cirque de Bonifatu
Eine Angst, die auch völlig gerechtfertigt ist, denn ich muss den ganzen Mist ja wieder runter. Obwohl ich eigentlich schwindelfrei bin und auch keine Höhenangst habe, ist die Mischung aus körperlicher Schwäche und den sehr präsenten Abgründen, die ungesichert neben mir liegen, lähmend. Und dann fange ich an, wirkliche Fehler zu machen. Mit Gustavs Hilfe steige ich durch eine enge, drei Meter hohe Felsspalte, setze einen Fuß falsch und rutsche ab. Mein gesamtes Gewicht hängt an meinen Händen, ich versuche mich hochzuziehen. Mit aller Kraft winkle ich mein Bein wieder an, setze den Fuß richtig. Gustav blafft mich an, ich solle ordentlich greifen. Ich zwänge mich hoch, blaffe ihn auch an und sage ihm, er soll mich allein gehen lassen. Gustav läuft vor, ich fange an, zu weinen.
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Bocca di L'Innominata, 1.912 Meter |
Leider wird danach nichts besser. Hinter der Bocca di L'Innominata stütze ich mich auf einem Felsen ab, der leider nicht fix ist. Er dreht sich und fällt auf mein Handgelenk. Sofort bildet sich ein Riesenei und ich hoffe, dass nichts gebrochen ist. Adrenalin schießt durch meinen Körper, ich fange schon wieder an zu heulen. Gustav hilft mir auf, packt die Rucksäcke um (jetzt habe ich lächerliche 6 Kilo oder so) und wir schlittern über die riesigen Geröllhalden in Richtung Refuge de Carozzu. Mein ganzer Körper zittert und ich rutsche noch mehrfach im lockeren Gestein aus.
Der Arsch von Felsen, der auf meinen Arm fiel. Es ist der in der Mitte. |
Aussicht vom Carozzu-Balkon |
Refuge de Carozzu |
Refuge de Carozzu |
Marieke versus Arsch von Stein: nix gebrochen |
Fazit Tag 3:
1) Die Natur ist schöner als die Zivilisation. Älter, faltiger, mächtiger, wirklicher. Und viel schöner.
2) Stärke ist nur bedingt physisch.
3) Ein Arm bricht nicht so schnell.
4) Man sollte in Notfallsituationen immer einen Bruder dabei haben.
Tag 4 auf dem GR-20! Hier weiterlesen!
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