Venceremos! |
Bocca a u Saltu, 1.250 Meter |
Mittag im Nebel |
Follow the leader... Äh, nee, the rot-weiße Markierung |
Ich habe keine Angst. Gustav ist ja bei mir. Als die Blitze allerdings anfangen, im Tal unter unserem Unterschlupf einzuschlagen, denke ich, dass ich lieber nicht heute sterben würde. Danke.
Im Gewitter gefangen - die Isomatte als Lebensretter |
Als auch ich ausgekühlt bin und wir beide der Meinung sind, dass es sicher genug ist, weiter zu laufen, stehen wir auf. Unsere Beine sind steif und eiskalt. Wir schütteln Wasser, Erde und Tannennadeln ab, packen unsere Rucksäcke im Regen. Ich ziehe mir einen Regenponcho aus Plastikfolie an, mein heimlicher Liebling auf Wanderungen. Sieht doof aus, hält aber trockener als die meiste Funktionskleidung. Und jetzt hält er auch die Körperwärme drin. Wir laufen los. Nach zwanzig Minuten müssen wir noch einmal unseren Mut beweisen, und bei Blitzschlag über die Kuppe der Bocca a u Bassiguellu rennen.
Auf den restlichen Kilometern bis zum Refuge werden wir eins mit dem Regen. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen oben und unten, innen und außen, man ist einfach überall so nass, als schwämme man. Und so schwimmen Gustav und ich noch leichte Abstiege hinunter, über Steine und durch einen Wald, der auf, unter und neben uns tropft. Als wir plötzlich oberhalb der Hütte ankommen, schreien wir vor Glück.
Oh, Ortu di u Piobbu, du sicherer Hafen im Sturm! |
Wir stolpern in die Hütte, ziehen uns sofort aus und um und machen uns eine heiße Suppe und Tee. Außer uns sind noch acht weitere Menschen da, die meisten Pärchen. Wie man sich freuen kann, wenn jemand vor einem schon den Ofen angeheizt hat! Gustav und ich hängen unsere völlig durchnässten Klamotten auf, als auf einmal die schon erwähnte Französin hereinstolpert, die kurz vor einem Nervenzusammenbruch ist. Vermutlich hatte sie im Gewitter keinen Bruder dabei, der ihr ein ruhiges Herz gegeben hat. Nachdem sie von den anderen versorgt wurde und im Schlafsack vor dem Ofen sitzt, wird es langsam Zeit, schlafen zu gehen.
Überlebt. Darauf ein leckeres YumYum-Süppchen mit Stinkekäse |
Fazit Tag 2:
1) Die Natur ist stärker als du.
2) Demut ist dein Freund. Lieber spät dran als tot.
3) Ich kann noch weiter, auch wenn ich kein Gefühl mehr für meinen Körper habe und fast schon halluziniere, dass ich durch den Regen schwimme.
4) Man sollte immer einen Bruder in Notfallsituationen dabei haben.
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