16 Oktober, 2008

jakobsweg, die 27.e

romantik in reinstform.
wohl der allerschönste teil des weges und dabei noch nichtmal mit gelben pfeilen markiert. danke an katharina und ihren camino-führer, ohne den man diese schönheit verpasst hätte...

fika: rechts lang. und ein hoch auf den beherzten sprayer, der das offizielle schild noch offizieller mit nem respektlosen pfeil bemalte.

katharina. die ihre isomatte wie eine schnuffeldecke unter dem arm trug.

ich mache pause am strand.
fünf minuten später: es pisst.

strandspaziergang mit selene in deba. dort habe ich schöne muscheln gefunden. mir gefiel das licht sehr. und das barfußlaufen. und der typ im strandstuhl.morgens, beim aufbruch aus dem kloster in zenarruza. wir kamen am vorabend nach gefühlten 40 km bergtour, dehydriert, genervt und mit der information, das kloster würde keine mädchen aufnehmen, an. uns begrüßte venceslao, ein heiler aus barcelona, mit der information, dass es abendbrot gäbe und ein bett. auch für mädchen. eine der wunderbarsten, erlösendsten situationen der reise. habe im innenhof des klosters meditiert und eine katze sprechen hören. also, so wie katzen so reden. in dieser nacht war ich zum ersten mal heilfroh, oropax mitgehabt zu haben: von den pilgern in der herberge schnarchte einer, dass sich die balken bogen...
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text-bild-kongruenz: der jakobsweg


sechster tag. ankunft in bilbao. bilbao, die weltstadt mit dem schönen museum. es gab: keine pilgerherberge, regen, regen und dann noch die tapfere selene, die uns dann die jugendherberge auftat, von der aus die welt aussah wie in einem buch über die vergehen der industriellen zeitalter.

so. auf der rechten seite: la flecha amarilla, der gelbe pfeil. diesem folgt man 800 kilometer quer durchs land, bis man in santiago de compostela ankommt. will sagen: DAS hier ist der OFFIZIELLE jakobsweg. selene (der riese mit dem cape) und ich laufen aus bilbao raus und sind zutiefst deprimiert. siebter tag.

blümchen. für alle, die es brauchen. besonders für: kathleen. neunter tag.

zweiter tag. außer dem camino de santiago, der mit dem gelben pfeil gekennzeichnet ist, gibt es noch viele andere wanderwege an der küste entlang. einer davon ist der jerre (?), der mit einem roten und einem weißen streifen markiert ist. eine markierung oder ein pfeil heisst immer: da lang. ein kreuz: das gegenteil.

vierter tag in deba. in deba gab es eine minikleine herberge mit einem doppelbett, das sogar ein trippelbett (höhö) war, ich hab quasi unter der decke geschlafen. mit uns in der herberge waren noch: ein spanier von den kanarischen inseln (sein spanisch hörte sich an wie als hätte er keine zähne:), zwei britische fahrradfahrer älteren alters, von denen einer, als ich ihn fragte, ob man auf dem fahrrad auch schmerzen hätte, sagte: "yes. predominantly around the private parts." - herrlich - der superbelgier, der an einem tag 47 kilometer gewandert war (oder einfach ein großartiger lügner war, wer weiss?), selene und ich. außerdem - und das wusste keiner, denn keiner kannte sie bis dato, schlief eine deutsche namens katharina im park vor der tür von der herberge. das stellten wir drei tage später fest, als wir uns kennenlernten. in einer herberge, wo man durchs fenster klettern musste, denn die tür war zu. fanTAStischer urlaub, habe ich das schon erwähnt? :)
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jetzt ist später: gesichtsbekanntes aus hamburg

um meine erstaunlich breitgefächerte leserschaft (auf ihren soloabenteuern) zufriedenzustellen: heute ein kleiner abstecher in die tiefen der deutschen adjektiv-komposita. letztens saß ich im zug nach hamburg. hamburg, wie jeder weiß, ist 200 jahre vor jesu geburt als lehmhüttensiedlung über ein schwarzes loch von immenser größe (nämlich der von hamburg) gebaut worden. sehr frühes architektonisches planen war notwendig, um einen schandfleck in der geschichte der menschheit zu vertuschen. warum war da ein schwarzes loch?

a) weil dort, wo hinterher hamburg stand, vorher die hölle war. selbstverständlich mit allem drum und dran: fegefeuer, prostitution, fischmarkt.
b) weil michael j. fox 1982 TATSÄCHLICH eine reise zurück in die zukunft machte (?) und mit diesem seltsamen flügeltürigen gefährt aus den blauen sphären auftauchte. bremse ging nicht. michael und auto schlugen ein: schwarzes loch.
c) all of the above.

aber zurück zum roten faden. ich saß also im zug nach hamburg und neben mir saßen zwei herren, die im hanseatischen sinne kultiviert waren. die konnten sogar sagen "ach, tötensen. da kommen wir ja heute nicht vorbei. aber da wohnt ja auch dieser dieter bohlen." ohne, dass es sich vulgär angehört hätte. die stimmen der herren waren außerordentlich angenehm, weiche bässe mit nordischem einschlag. sie unterhielten sich auch sehr angenehm und zwar über die mutter eines bekannten, die mit 70 noch einen neuen freund gefunden hatte. auf kur. am strand hat es wohl gefunkt. das alles ist mitnichten interessant, wenn es nicht dann zum höhepunkt der konversation gekommen wäre und ein wort fiel, das mir seit tagen im kopfe herumhängt. einer der zwei herren sagte, dass es ja gut sei, dass sich die alte dame und ihr kavalier schon vorher gekannt hätten: "man gut, dass die beiden sich schon vorher kannten, sonst, in dem alter..." und der andere sagte: "ja, die waren ja schon gesichtsbekannt." gesichtsbekannt. sofort bauten sich vor meinem inneren auge all die gesichter auf, die ich kenne. wie in einer diashow zogen sie lächelnd an mir vorbei und ich dachte: gesichtsbekannt. super konzept. dann aber die fragen: wenn man (sich) gesichtsbekannt ist, ist man sich dann nicht körperbekannt? und sowieso: im falle eines samurai-schwert-hiebes auf die nase - ist man sich danach nicht mehr gesichtsbekannt?

abschließend bleibt im übrigen gar nichts mehr zu sagen. ich poste mal ein paar bilder, damit der just beendete urlaub in glanz und gloria untergehen darf. siehe oben.
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13 Oktober, 2008

meer, später


ich bin wieder da. mehr später.
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07 Oktober, 2008

por los clavos de dios

sechster tag auf dem jakobsweg. der jakobsweg, wie jeder weiss, ist nicht nur einer. den, den man meist meint, wenn man "jakobsweg" sagt, ist der inlaendische "camino francés", ein gemaessigter weg, auf dem es sich gut spazieren laesst. es gibt dann noch eine million andere wege UND den, den ich laufe. dieser nennt sich "camino de la costa" oder "camino del norte" und - wie der name es so schoen sagt - ist an der kueste, beziehungsweise im norden spaniens situiert. so. dieser, den ich laufe, dieser schoene kuestenweg, ist anstrengend. als ich mich eher mangelhaft darauf vorbereitete, dass mein leben fuer 10 tage anstrengend wuerde, dachte ich sowas wie "jaja, diese alten maenner, die buecher ueber den jakobsweg schreiben. die haben doch gar keine ahnung. anstrengend ist, ein kind zu gebaeren oder einen marathon zu laufen. ICH - so wohltrainiert wie ich bin (und so jung und so schoen) - werde UEBERHAUPT keine probleme haben.

ladies and gentlemen: ich habe probleme. ich habe ERNSTZUNEHMENDE probleme. da auf diesem jakobsweg nicht viele herbergen den wegesrand saeumen, laeuft man nicht, wie man will, sondern so, dass man eine pro nacht erreicht. heute bin ich in bilbao, der haesslichsten stadt der welt. und ich hatte RIESENprobleme, eine herberge zu finden, die ist naemlich am arsch. und ich auch. apropos arsch: "tomar algo por el culo", also "etwas durch den arsch nehmen oder durch den arsch aufnehmen" heisst in diesem huebschen laendchen nichts boeses, es bezeichnet nur etwas, das weit weg ist. nunja. so. nun kurz zurueck zum dilemma und dann auf zu schoeneren ufern: ich laufe circa 30 kilometer pro tag. das ist doch nicht VIEL! hoere ich die marathonfraktion unter meinen lesern denken. aber: 30 kilometer mit mehreren hundert metern hoehenunterschied: ist VIEL. ich schlafe jede nacht 10 stunden. weil ich taeglich tausende kalorien verbrenne, esse ich nur frittiertes zeug y me da igual. und: nee, goergens, dein zeug hab ich selbstverstaendlich NICHT in den trockner geschmissen. aber: es IST gar nicht regendicht. hose ja, jacke nullo. deswegen hab ich mir ein schmuckes regencape beim chinesenmarkt gekauft, fuer 90 cent. und das rettet mir das leben.

so. kurzzusammenfassung: mir geht es fantastisch. ausser in staedten wie bilbao. die sind deprimierend, laut und dreckig. ich hab heute mindestens drei engel getroffen, einer hat mich in sein haus eingeladen und mir kaffe und kuchen geschenkt und von seinen enkelinnen erzaehlt. ich habe muskeln wie he-man. ich bin schon seit tagen in der obhut der wunderbaren selene, einer grossartigen barcelonesin, die sich um mich sorgt.

bald mehr, kuesse an alle.
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02 Oktober, 2008

so WUNDERschoen!


erster tag auf dem jakobsweg. gestartet im nieselregen nahm dieser monstroese ausmasse an: ich hatte - ungelogen - vier stunden im dauerregen und mindestens zwei in allen anderen abstufungen: von regensturm bis spruehregen, alles dabei. noch NIE war ich so froh, eine mittelalterliche stadtmauer zu sehen wie die von san sebastián, dem namenspatron der beiden herren, die mir die ueberlebenswichtigen zutaten des heutigen tages spendierten: die regenjacke und -hose von bastian g. und der rucksack mit regenhuelle von sebastian d.


ich bin heute ueber einen berg gelaufen, der irgendwas mit "tz" hiess: itzelibiki oder so. ich bin mit einem kleinen boot ueber eine wunderschoene meermuendung gefahren. ich hab UEBERHAUPT keine ahnung, wo ich langlaufe und vertraue staendig den ratschlaegen der menschen, mit denen ich spreche und es funktioniert grandios. die gucken mich zwar seltsam an: ich seh naemlich aus wien astronaut (die regenkleidung ist schliesslich fuer das lange elend goergens gekauft :), hoere mich so an, als ob ich spanierin waere, KANN aber gar nicht so gut spanisch. super ding das. aber zurueck zur zukunft (oha, kalauerday): das bild ist der leuchtturm de la plata. den zu sehen war ebenfalls wunderschoen. UND: der regensturm fing da an. echte bilder, wenn ich wieder da bin, jetzt schmeiss ich mal die waesche in the dryer. bis bald, die reisende
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